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ieser Artikel beginnt gleich mit einer Handlungsaufforderung: Schauen Sie in Ihren Kleiderschrank und überlegen Sie, wie viele Kleidungsstücke Sie davon im letzten Jahr nicht getragen haben. Alternativ dazu können Sie auch Ihr Bücherregal oder Ihre digitale Bibliothek durchgehen: Wie viele der Werke haben Sie erworben oder sich schenken lassen, ohne jemals einen Blick hineingeworfen zu haben? Der Durchschnittsbürger wird mit Sicherheit einiges finden, was er so gut wie gar nicht oder nur selten gebraucht hat. Es waren vielleicht keine „echten Fehlkäufe“, aber Dinge, die wir „irgendwann“ einmal gebrauchen können. 

Wenn wir ehrlich zu uns sind, macht diese Art von Vorratskäufen jedoch nur wenig Sinn. Immerhin leben wir nicht im Mittelalter und müssen durch den Kauf von Kohlköpfen oder Mehl unser Dasein im Winter absichern. Nein, wir haben schlichtweg „konsumiert“ und dies geschah aus niedrigen Motiven. Wir wollten etwas kaufen, um durch den Kauf Glücksgefühle zu erzeugen. Leider sind diese oft nur von kurzer Dauer.

Die kurze Freude am Shopping

Sie kennen vermutlich den Begriff „Frustkauf“. Hierbei stellen wir uns gern eine junge Frau vor, die wegen Liebeskummer drei neue, sündhaft teure Paar Schuhe kauft, von denen sie keines tragen wird. So unsinnig, wie dies vielleicht aussieht, ist es – auf kurze Sicht gesehen – nicht. So zeigen neurologischen Studien, dass Einkäufe tatsächlich ein Quell der Freude sein können. Ähnlich wie bei Geldgeschenken oder Sex wird im Gehirn eine Stimulierung aktiviert. Wir können beim Einkaufen somit ein Glücksgefühl empfinden.

Nur leider ist dieser Kick von kurzer Dauer. Darüber hinaus verlangt er nach mehr und mehr.

Manche Menschen werden gar konsumsüchtig, um diesen Kick immer häufiger zu haben. Unternehmen nutzen ihn aus, um ihre Mitarbeiter durch neue Prämien zu motivieren. Und genau hier steckt auch der Grund, warum viel Geld nicht glücklicher macht: Es tritt ein Prozess der Gewöhnung ein. Das haben Glücksgefühle durch Shopping mit vielen Drogen gemeinsam. Zudem bekommen beide anschließend einen „Kater“. Ist der Rausch nämlich abgeklungen, tritt oft ein Gefühl der Leere und Reue ein. Die Person wird unglücklich und um dieses Unglücklichsein zu bekämpfen, kommt der erneute Griff zur ‘Konsum-Droge’. Ein Teufelskreis.

Nicht jeder der gern einkauft, ist kaufsüchtig. Dies ist der Extremfall. Dennoch neigen viele von uns dazu, mehr zu konsumieren, als wir eigentlich müssten oder gar sollten. Warum? Ein „unnützer“ Konsum macht nur kurzfristig glücklich. Es bleibt eine Leere zurück.

Glücklich ohne Konsum: für schöne Erlebnisse sorgen

Es ist eine Binsenweisheit, dass schöne Erlebnisse uns glücklicher machen als gekaufte Gegenstände. Manche solche Erlebnisse sind komplett kostenfrei. Andere hingegen kosten Geld. Wer sich beispielsweise schon immer den Traum von einem Ballonflug gönnen wollte, kann sich dadurch glücklich machen. Zum einen entsteht durch den Kauf des Ballonflugtickets ein Glücksgefühl und dann kommt die Vorfreude hinzu. Bei dem Ballonflug sind wir glücklich und genießen diesen ersehnten Moment. Die Erinnerung an den Flug macht uns auch im Nachhinein glücklich. Fotos oder andere Erinnerungsstücke an diesen Tag können das Glücksgefühl noch verstärken.

An diesem Beispiel wird deutlich, dass es jedoch nicht um den Konsum an sich geht. Es geht um das Erleben dieses Augenblickes. Sie müssen nicht gleich in hohe Lüfte steigen, um solche Erlebnisse zu schaffen. Bereits mit Kleinigkeiten gelingt dies. Hierfür ist nur erforderlich, dass Sie sich für die Freude an Kleinigkeiten ein Bewusstsein schaffen. Übung macht auch hierbei den Meister.

Glücklich durch smarten Konsum

Der Konsum ist nicht komplett zu verteufeln. Schließlich sind wir in unserer arbeitsteiligen Welt dazu gezwungen, hin und wieder einzukaufen. Um durch das Shopping nachhaltige Glücksgefühle zu erzeugen, sollten Sie jedoch smart vorgehen. Die erste Regel hierfür lautet, nicht wahllose und ziellos zu konsumieren. Die Freude darüber hält nie lange an. Besser ist es, sich gezielt einen Wunsch zu erfüllen. Sollte dieser etwas teurer sein, dann sparen Sie ruhig dafür. So kreieren Sie wie beim Ballonflug eine herrliche Vorfreude.

Ganz gleich, ob es ein neues Smartphone oder nur ein teurer Manuka-Honig ist: Haben Sie für das Objekt der Begierde eine echte Wertschätzung.

Wenn Sie nur etwas einkaufen, um vor anderen etwas darzustellen, wird es Sie nicht glücklich machen. Schätzen Sie das Gekaufte jedoch aus reinem Herzen, erfreut es Sie nachhaltig.

Extra-Tipp: Sobald Sie spüren, dass Sie sich mit Konsum belohnen möchten, greifen Sie nicht zum Nächstbesten. Gönnen Sie sich einen Restaurantbesuch und laden Sie dazu Ihren Partner oder einen lieben Freund ein. Machen Sie einen Kurztrip oder bestellen Sie ein Ticket für eine Kabarettvorstellung. Hier verknüpfen Sie Konsum mit Erlebnis. Doch Achtung: Es darf nie um die Jagd nach Erlebnissen gehen. Tun Sie dies, begeben Sie sich wieder in die Konsumfalle. Konsumieren Sie daher Waren und Erlebnisse in geringen Dosen. Auf diese Weise bleiben Sie besser in Erinnerung und werden zu etwas Besonderem.

Glücklich ohne Konsum: Nein zur Beliebigkeit

Rund um die Uhr können wir shoppen. Waren vom anderen Ende der Welt liegen in den Regalen aus. Nahezu alles, was das Herz begehrt, ist verfügbar. Massenproduktion, der Zugriff auf günstige Rohstoffe aus anderen Ländern und knallharte Handelsverträge ermöglichen zudem, einst kostspieligere Wünsche heute zu kleinen Preisen zu erstehen. Zusätzlich hat die Konsumwelt ein neues Konzept entwickelt: das Reichweitenversprechen. Hierzu gehören beispielsweise Streamingdienste, dank denen wir zu jeder Zeit Zugriff auf Millionen von Serien, Filmen oder Musiktiteln haben. Wir müssen nicht mehr abwarten, bis der Film im Fernsehen kommt, sondern er ist immer verfügbar. So praktisch wie dies auch ist, das Prinzip erzeugt eine gewisse Beliebigkeit. Es nimmt dem Konsum das Besondere. Der Emotionswert kann sich nicht entfalten und dadurch ist die Freude darüber geringer. Aufgrund der ständigen Verfügbarkeit werden die Gefühle gedämpft.

Lehnen Sie sich einen kurzen Moment zurück und denken Sie an Ihre Kindheit. War es nicht eine riesige Freude, unter dem Weihnachtsbaum einen Schoko-Weihnachtsmann zu finden?

Wie glücklich waren Sie, wenn Ihnen Oma zum Geburtstag die Lieblingsgummibären brachte! Sie haben sich so sehr über diese kleinen Dinge gefreut, weil sie für Sie etwas Besonderes waren. Als kleines Kind besaßen Sie kaum Geld und durften vermutlich nicht allein einkaufen gehen. Vielleicht haben Ihre Eltern auch das Essen von Süßigkeiten aus gesundheitlichen Gründen beschränkt. Kurz ausgedrückt: Es gab für Sie einen Mangel an Schoko-Weihnachtsmännern und Gummibären. Dieser Mangel ließ die Begehrlichkeit anwachsen und damit das Glücksgefühl. Holen Sie sich diesen Zustand zurück, indem Sie den Konsum zu etwas Bewusstem machen. Parallel dazu sollten Sie mehr tun, was mit Konsum im eigentlichen Sinne nicht zu tun hat. Doch wie ist es möglich, ohne Konsum glücklich zu sein? Hier sind ein paar Ideen, wie Sie sich ganz ohne Geld Glücksmomente kreieren können:

  • Gehen Sie raus in die Natur und erfreuen Sie sich an Ihrer Schönheit!
  • Machen Sie einem anderen Menschen eine Freude. Dies gelingt Ihnen beispielsweise durch ein ehrliches Kompliment oder ein Lächeln.
  • Schenken Sie jemandem Ihre Zeit und Aufmerksamkeit: Wie glücklich ist ein Kind, wenn es für eine bestimmte Zeit die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern erhält. Machen Sie gemeinsam einen Ausflug, ohne Ablenkungen durchs Smartphone oder andere Leute. Das macht alle Beteiligten froh und schafft schöne, gemeinsame Erinnerungen.
  • Kochen Sie sich einen Tee, Kakao oder ein Kaffee bei Regenwetter und genießen Sie diesen ganz bewusst. Nehmen Sie das wohlig-warme Gefühl bewusst wahr, dass Sie hier sicher und gemütlich im Trockenen sitzen während draußen der Regen prasselt.
  • Bauen oder basteln Sie aus Dingen, die Sie bereits besitzen etwas Neues.
  • Drehen Sie bei einem guten Lied das Radio lauter auf und tanzen dazu.
  • Schreiben Sie alles auf wofür Sie im Leben dankbar sein können.

Sie sehen, ein Glücklichsein ohne Konsum ist gar nicht schwer.


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Photo by Tyler Nix on Unsplash

Publiziert am 
Jul 20, 2020
 in Katgorie
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