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er Buddhismus erfährt auch in der westlichen Welt eine große Bedeutung. Vom Hollywoodstar bis hin zum Sinnsuchenden aus Eckernförde widmen sich viele Menschen dieser Weltreligion, um im Leben zufriedener zu sein und mit Sorgen besser umzugehen. Das hat gute Gründe, denn der Buddhismus kann in der Tat dazu beitragen. In diesem Artikel zeigen wir dir die fünf Nivarana der buddhistischen Lehre auf (nicht zu verwechseln mit Nirvana). Dies sind Hindernisse oder auch Hemmnisse, die dazu führen, destruktiv auf Schwierigkeiten im Leben zu reagieren. Und genau das kann ein wichtiger Grund sein, nicht glücklich zu sein.

Die Einstellung macht den Unterschied

Einer der bekanntesten Redner und Coaches der USA, John Maxwell, sagt so treffend: „Life is 10% what happens to me and 90% of how I react to it.“ (Das Leben besteht zu 10 % aus dem, was mir passiert, und zu 90 % aus der Art und Weise, wie ich darauf reagiere.)

Die Einstellung, wie du dem Leben begegnest, kann es somit einfacher machen oder eben auch nicht. Jedes Dasein ist von Höhen und Tiefen geprägt. Auch die glücklichsten Menschen haben schwere Zeiten und kämpfen gegen Schwierigkeiten an. Traurigkeit, Wut und Frustration sind niemandem fremd. Es ist auch gut, sie zu fühlen, denn sie machen dich auf dein Seelenleben aufmerksam. Entscheidend ist dann der nächste Schritt: Wie gehst du mit ihnen um? Verharrst du in ihnen oder nutzt du sie für etwas Produktives? Mit deiner Herangehensweise und deinem Verhalten kannst du Herausforderungen im Leben komplizierter oder einfacher machen.

Doch Achtung! Bitte sieh deine Eigenverantwortung nicht als Dogma an, denn ansonsten tappst du in eine Gedankenfalle der folgenden Art: Wenn ich eine Hürde nicht überwinde, wenn ich scheitere oder traurig bin, dann bin ich nichts wert und es ist allein meine eigene Schuld.

Dieser überzogene Ansatz der Eigenverantwortung behindert dein Leben ebenfalls. Du kannst das Beste geben und dennoch etwas nicht erreichen. So ist der Lauf der Dinge. Es gibt keinen Grund, sich dafür zu malträtieren. Auch dieser Aspekt gehört zu den wichtigen Weisheiten, um glücklich zu sein.

Die Herausforderungen des Lebens im Buddhismus

Der Buddhismus kennt ein Konzept, in dem aufgezeigt wird, welche Geisteshaltung bei dem Bewältigen von den Herausforderungen des Lebens hinderlich ist. Diese fünf Grundsätze werden Nivarana genannt. Dahinter verbergen sich mentale Gewohnheiten und Verfassungen. Sie trüben unseren Blick und reduzieren die Fähigkeit, eine Situation klar und allumfassend zu erfassen. Wenn dies nicht möglich ist, schleichen sich Fehleinschätzungen automatisch ein. Sie wiederum können dem Glücklichsein entgegenstehen.

5 mentale Gewohnheiten erschweren das Glücklichsein

1. Verharren in Frust und Ablehnung

Frustration ist ein emotionaler Zustand. Du gerätst in ihn, sobald etwas nicht so läuft, wie du es dir erhofft oder geplant hast. Deine Erwartung wird somit enttäuscht und du fühlst dich benachteiligt. Frust wahrzunehmen, ist wichtig. Du erfährst so mehr über dich und deine Sehnsüchte. Dann kannst du diese hinterfragen, um dich besser kennenzulernen und um den Frust erfolgreich abzuschütteln.

Ein Beispiel: Du bist Stammkunde bei deinem Friseur, der sehr angesagt ist. Zehn Minuten vor deinem Termin hast du es dir auf dem Wartesessel bequem gemacht und nippst an einem Espresso. Pünktlich zum Termin kommt die Rezeptionistin freundlich auf dich zu und eröffnet dir, dass sich der Termin leider um 20 Minuten verschiebt. Du lächelst und bringst ein gekünsteltes „Okay“ heraus, doch es macht sich etwas Frust bei Dir breit. Du selbst warst pünktlich und hast jetzt ein Problem: Dein Treffen mit einem Freund nach diesem Friseurtermin musst du wahrscheinlich verschieben, wenn es überhaupt noch klappt. In dir brodelt es: „Ich bin doch Stammkunde, warum passiert mir das?“ „Weswegen werde ich nicht besser behandelt?“ „Ich gebe doch immer gutes Trinkgeld!“ Frust macht sich breit, der mit jeder neuen Gedankenschleife größer und destruktiver wird.

Hier musst du auf die Bremse treten. Gib dich dem nicht hin, sondern überlege dir, warum du so emotional reagierst.

Liegt es wirklich an dem Friseur oder bist du unzufrieden, weil du die Woche bei der Gehaltserhöhung übergangen wurdest? Steckt dahinter vielleicht dieses Gefühl, dass du schon aus der Kindheit kennst, immer der Benachteiligte zu sein?

Hinterfrage den Ärger oder fokussiere dich auf die Lösung deines Problems mit dem späteren Termin. Wie kannst du das Treffen trotzdem hinkriegen? Wie kannst du die zusätzlichen 20 Minuten Wartezeit am besten nutzen? Nimm sie doch bewusst als Auszeit für dich und genieße es, einfach nur in Zeitschriften zu blättern, deinen Espresso zu trinken oder den Friseurinnen bei ihrer Arbeit zuzusehen. Oder arbeite deine Chats ab, um noch entspannter deinem eigenen Termin entgegen zu sehen. Der Frust verschwindet dann oft von selbst.

2. Sich übermäßig dem Begehren hingeben

Dieser zweite Punkt klingt sehr schwülstig. Doch dahinter steckt ein wichtiges Prinzip: Gib dich ruhig hin und wieder dem Genuss sowie der Sinnlichkeit hin. Erfreust du dich nicht an dem Leben, kannst du nicht glücklich sein. Durch positive Erlebnisse und schöne Dinge motivierst du dich und durchstehst die Schattenseiten des Lebens besser. Wie so häufig im Leben, wäre es jedoch ein gefährlicher Fehler, sich gänzlich dem Hedonismus hinzugeben. Schmerzen sind ein Teil unseres Daseins.

Ein Beispiel: Du hast fürchterlichen Liebeskummer. Dein langjähriger Freund hat dich verlassen. Du bist traurig und fühlst dich zurückgesetzt sowie unattraktiv. Diese negativen Gefühle versuchst du nun durch Partys, Alkohol und zahlreiche One-Night-Stands zu kompensieren. Für eine kurze Zeit ist es okay, sich diesen sinnlichen Bedürfnissen hinzugeben. Sie dürfen jedoch nicht langfristig einer Flucht vor der Realität dienen, da dies dem Glücklichsein entgegensteht und sogar in schwere Lebenskrisen führen kann.

3. Resignieren und abstumpfen

„Ach, ist doch egal.“ Dieser Satz behindert dich im Glücklichsein, denn dahinter verbergen sich Resignation, Apathie und Empfindungslosigkeit. Zwar erscheinen Sorgen so weniger bedrohlich, aber sie verschwinden nicht. Ohne in das Gegenteil – das Dramatisieren – zu verfallen, solltest du dich mit dem Problem auseinandersetzen. Warum ist es für dich überhaupt ein Problem? Was kannst du dagegen tun? Kannst du daran nichts direkt ändern, solltest du die Situation akzeptieren.

Ein Beispiel: Du liest über die drastische Zunahme der Hungernden in der Welt durch die Corona-Maßnahmen. Weltschmerz kommt in dir hoch, den du sofort durch die Aussage „Ach, was rege ich mich auf. Ich kann ja doch nichts tun.“ unterdrückst. Mach das nicht. Erfreue dich daran, dass du Empathie mit anderen empfindest und nicht abgestumpft in die Welt blickst. Du kannst nicht direkt jedem Menschen auf unserem Planeten einen Teller Suppe hinstellen, aber du kannst dich informieren, was du für andere bei dir vor Ort tun kannst. Das ist ein Weg aus der eigenen Hilfslosigkeit, der dich nachhaltig glücklich macht.

4. Panik und Sorgen

Kurzzeitiger Stress schärft die Sinne. Gleiches zählt für Angst. Sie macht dich wachsam. Doch hält sie längere Zeit an oder steigert sie sich in eine Panik, wirst du müde und krank. Sogar dein Gehirn reagiert darauf und verändert sich dahingehend, dass es schwerer wird, langfristige Entscheidungen zu treffen.

Ein Beispiel: Konstant machst du dir Sorgen über deine Kinder. Kommen sie gut mit in der Schule? Lernen sie das Richtige? Haben sie anständige Freunde? Ernähren sie sich gesund? Nehmen Fragen wie diese Überhand und kannst du deswegen über Monate hinweg nicht mehr schlafen, beeinträchtigst du nicht nur dein Wohlbefinden, sondern auch das deiner Kinder. Wegen der Übervorsorge, die ein Ergebnis deiner anhaltenden, überzogenen Sorgen sind, kannst du die Situation nicht mehr klar einschätzen. Du behinderst so letztlich die Erziehung und die Beziehung zu deinen Kindern.

5. Zweifel an anderen und sich selbst

Hinter jedem Zweifel steckt eine große Unsicherheit und damit ein mangelndes Vertrauen in sich selbst oder andere. Es ist unerlässlich, vor der Realität nicht die Augen zu verschließen und mit einer gesunden Portion Realismus deinen eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Durch den Glauben an dich selbst kannst du vieles bewegen. Dieses Prinzip kannst du auch auf andere Menschen übertragen. Natürlich gibt es dafür keine 100%ige Gelinggarantie, aber Risiken und Niederlagen gehören halt auch zum Leben.

Ein Beispiel: Du zweifelst an deinem Selbstwert. Deswegen vermutest du ständig, dass deine Partner fremdgehen. An Eifersucht und Kontrollsucht scheiterten etliche Beziehungen von dir. Mach dir deutlich, dass deine Eifersucht und Kontrolle niemanden davon abhalten werden, einen Seitensprung zu begehen. Gelegenheiten dafür finden sich immer, wenn sie wirklich gesucht werden. Setzt du in deinen nächsten Partner Vertrauen, befreist du dich von diesen negativen Gefühlen im gesunden Maße und kannst die Beziehung genießen.

Bewusstsein schulen für das Glücklichsein

Diese fünf Hemmnisse zu kennen, hilft dir bereits beim Glücklichsein. Behalte sie im Hinterkopf und hinterfrage dich realistisch, wenn du auf sie in deinem persönlichen Leben stößt. Selbstverständlich sind sie kein Wundermittel, denn auch negative Gefühle gehören zum Dasein. Indem du dich ihrer bewusst bist und weißt, warum sie entstehen, hast du für dich ein besseres Verständnis und kannst konstruktives, ehrliches Selbstmitgefühl empfinden. Das ist dein Türöffner für Veränderung.

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Photo by wilsan u on Unsplash

Publiziert am 
Mar 14, 2022
 in Katgorie
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